Wien gehört zu den schönsten Städten Europas und zieht jährlich Millionen von Besuchern an. Die kaiserlichen Paläste, der Stephansdom, die Hofburg und das Schloss Schönbrunn stehen auf jedem klassischen Reiseplan. Aber die österreichische Hauptstadt hat weit mehr zu bieten als nur die bekannten Sehenswürdigkeiten. In diesem Artikel nehmen wir Sie mit auf eine Entdeckungsreise durch das unbekannte Wien – zu versteckten Gassen, lokalen Lieblingsplätzen und kulturellen Schätzen abseits der ausgetretenen Touristenpfade.
1. Das Dritte Mann Museum
Filmfans werden dieses einzigartige Museum lieben, das dem Kultfilm "Der dritte Mann" von 1949 gewidmet ist. Versteckt in einem unscheinbaren Gebäude im 4. Bezirk, bietet es eine faszinierende Sammlung von Originalrequisiten, Filmplakaten und historischen Dokumenten. Besonders interessant sind die Führungen durch die Wiener Kanalisation, die im Film eine wichtige Rolle spielt. Ein echter Geheimtipp für Cineasten und Geschichtsinteressierte!
2. Der Altwiener Schneeball
In einer kleinen Seitengasse des 6. Bezirks befindet sich der letzte traditionelle Hersteller des "Altwiener Schneeballs", einer fast vergessenen Süßigkeit aus dem 18. Jahrhundert. In der kleinen Manufaktur können Sie zusehen, wie die knusprigen Teigbällchen nach einem streng gehüteten Rezept hergestellt werden. Ein süßes Souvenir abseits der üblichen Mozartkugeln und Sachertorten.
3. Der Friedhof der Namenlosen
Im 11. Bezirk, am südöstlichen Rand der Stadt, liegt einer der ungewöhnlichsten und atmosphärischsten Orte Wiens: der Friedhof der Namenlosen. Hier wurden einst die Leichen bestattet, die in der Donau gefunden wurden und nicht identifiziert werden konnten. Der kleine, verwunschene Friedhof bietet einen bewegenden Einblick in ein vergangenes Kapitel der Stadtgeschichte und ist ein Ort der Stille und Besinnung.
4. Die Krypt des Stephansdoms
Während die meisten Touristen den Stephansdom besuchen, nehmen sich nur wenige die Zeit, in die Katakomben hinabzusteigen. Hier, in der Krypt unter dem berühmten Wahrzeichen Wiens, lagern die sterblichen Überreste der Habsburger und anderer bedeutender Persönlichkeiten. Eine Führung durch die unterirdischen Gewölbe bietet einen faszinierenden Einblick in die Geschichte der Stadt und ihrer Herrscher.
5. Der Naschmarkt am Abend
Der Naschmarkt ist zwar keine unbekannte Attraktion, aber die meisten Besucher erleben ihn nur tagsüber. Kommen Sie stattdessen am frühen Abend, wenn die Marktstände schließen und die versteckten Restaurants und Bars zum Leben erwachen. Hier treffen sich die Wiener zum Feierabendtrunk, und Sie können authentische lokale Küche in einer entspannten Atmosphäre genießen, fernab der Touristenmassen.
6. Die alten Kaffeehäuser im 8. Bezirk
Der 8. Bezirk, Josefstadt, ist das kleinste Viertel Wiens und von Touristen weitgehend unentdeckt. Hier finden Sie traditionelle Kaffeehäuser, die noch immer den Charme des alten Wien versprühen. Im Café Hummel oder im Café Eiles können Sie bei einer Melange und einem Stück hausgemachtem Kuchen die typische Wiener Kaffeehauskultur erleben – zwischen Einheimischen statt Touristen.
Tipps für das Café-Erlebnis:
- Bestellen Sie eine "Melange" – die Wiener Version des Cappuccino
- Nehmen Sie sich Zeit! Das Wiener Kaffeehaus ist ein Ort der Entschleunigung
- Ein Glas Wasser gehört traditionell zum Kaffee und wird ohne Bestellung serviert
- Zeitungen zum Lesen gehören zum guten Ton – bleiben Sie ruhig länger
7. Die Wiener Flaktürme
Sechs massive Betonkolosse prägen diskret die Skyline der inneren Bezirke: die Flaktürme aus dem Zweiten Weltkrieg. Diese monumentalen Luftabwehrtürme wurden 1943 errichtet und sind heute stumme Zeugen der Kriegszeit. Besonders beeindruckend ist der Flakturm im Esterházypark, der heute das Haus des Meeres beherbergt – ein Aquarium mit einer spektakulären Dachterrasse und einem einzigartigen Blick über die Stadt.
8. Die Kunst im öffentlichen Raum
Wien ist bekannt für seine Museen, aber die Stadt selbst ist ein Freilichtmuseum für zeitgenössische Kunst. Abseits der bekannten Kunstinstitutionen gibt es zahlreiche bemerkenswerte Kunstwerke im öffentlichen Raum. Folgen Sie dem "Street Art Pfad" entlang des Donaukanals oder besuchen Sie die Kunstinstallationen im Museumsquartier. Besonders im 7. Bezirk, Neubau, finden Sie zahlreiche Galerien und kreative Räume.
9. Das Palais Liechtenstein
Während Schloss Schönbrunn und Belvedere von Touristenmassen besucht werden, bleibt das Palais Liechtenstein vergleichsweise ruhig. Das prachtvolle Barockpalais beherbergt die private Kunstsammlung des Fürstenhauses Liechtenstein mit Meisterwerken von Rubens, van Dyck und Raffael. Das Palais kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden und bietet einen Einblick in die aristokratische Pracht des 18. Jahrhunderts ohne die üblichen Besuchermassen.
10. Die Heurigen in Döbling
Grinzing ist das bekannteste Weinviertel Wiens, aber die echten Wiener bevorzugen die Heurigen in Döbling. In diesen traditionellen Weinschenken können Sie lokalen Wein direkt vom Winzer probieren und dazu deftige Wiener Hausmannskost genießen. Die malerischen Weinberge am Stadtrand bieten zudem herrliche Ausblicke über die Stadt.
Was Sie über Heurige wissen sollten:
- "Ausg'steckt is" – dieses Schild signalisiert, dass der Heurige geöffnet hat
- Bestellen Sie einen "Spritzer" – Weißwein mit Sodawasser – das typische Sommergetränk der Wiener
- Die Speisen werden meist an einer Theke ausgewählt und direkt bezahlt
- Im Sommer sind die Gastgärten besonders schön, viele bieten einen tollen Blick über Wien
Praktische Tipps für Ihre Entdeckungstour
Fortbewegung in Wien
Wien hat ein hervorragendes öffentliches Verkehrsnetz. Mit der "Vienna City Card" können Sie unbegrenzt mit U-Bahn, Straßenbahn und Bus fahren und erhalten zusätzlich Ermäßigungen bei vielen Sehenswürdigkeiten. Für die versteckten Ecken der Stadt empfehlen wir jedoch, zu Fuß zu gehen oder das gut ausgebaute Fahrradleihsystem zu nutzen.
Die besten Zeiten für Entdeckungen
Die Nebensaison (November bis März, ausgenommen Weihnachten und Neujahr) bietet die beste Gelegenheit, Wien ohne Touristenmassen zu erleben. Im Sommer empfiehlt es sich, die bekannten Sehenswürdigkeiten früh am Morgen zu besuchen und den Nachmittag für die versteckten Schätze zu reservieren.
Lokale Feste und Veranstaltungen
Achten Sie auf lokale Veranstaltungen wie Bezirksfeste, Flohmärkte oder Kulturinitiativen. Besonders im Sommer finden viele kostenlose Konzerte und Freiluftkino-Vorführungen statt. Die Wiener Bezirkszeitungen oder die App "Wien heute" informieren über aktuelle Veranstaltungen abseits der Touristenpfade.